Exkursion der MOM 1015 zur Ausstellung ‚Peter Lindbergh‘ in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung

15.09.2017

Studierende des Studiengangs Modemanagement 1015 besuchten im Juni mit Prof. Martina Weiß ebenfalls die Lindbergh-Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung. (siehe auch Fokus-Beitrag vom 13.06.2017 von Prof. Dr. Thomas Siegel) Die fachliche Führung in der Ausstellung übernahm zum zweiten Mal die Dipl.-Textildesignerin und freie Dozentin der MDH, Stephanie Kahnau.

 PeterLinbergMD.H1

Studierende der MOM 1015 in der Lindbergh-Ausstellung in der Hypo-Kulturstiftung, begleitet von Prof. Martina Weiß. Foto: Marian Knecht

Peter Lindbergh ist einer der einflussreichsten Modefotografen der letzten vierzig Jahre und hat, besonders mit seinem Schaffen in den 90er Jahren, die Modefotografie entscheidend und bis zum heutigen Datum hin geprägt. Was im 21. Jahrhundert Gigi Hadid, Cara Delevingne und Adriana Lima sind, hat Lindbergh mit dem Supermodel-Phänomen in den 90er Jahren (die Studierenden der MOM 1015 lernten da gerade erst Laufen) begründet: als erster Modefotograf zeigte er die Persönlichkeiten, das Selbstbewusstsein und den Charakter der Frauen, die vor seiner Kamera posierten – die Kleidung, die die Models trugen, geriet dabei schon fast in den Hintergrund. Das war ein großer Bruch, denn bis dato waren die Models in Editorials oder Kampagnen nur menschliche ›Kleiderständer‹ - hübsch ausstaffiert, aber namenlos. Mit Lindbergh standen nun die Gesichter der Models im Vordergrund. Alle Welt kannte jetzt auch ihre Vornamen: Linda, Cindy, Naomi oder Kate, die damit ganz andere Gagen fordern konnten. Der Linda Evangelista zugeschriebene Ausspruch, für weniger als 10.000 Dollar am Tag nicht einmal aufzustehen, markierte den neuen Stellenwert der Abgebildeten, und heizte den Hype um die Supermodels nur noch mehr an. Die Strahlkraft der Labels und Zeitschriften in den 90er Jahren machte sich nämlich nun an auch daran fest, wie viele der Supermodels gemeinsam vor der Kamera posierten (und wie viele dieser Models der Auftraggeber bezahlen konnte)

Lindberghs künstlerisches Schaffensthema ist das Abbilden von Typen, von individueller und markanter, manchmal auch verletzlicher Schönheit, ungeschminkt, mit dem größtmöglichen Verzicht von digitaler Manipulation, in schwarz-weißer Fotografie.

Ein Beispiel dafür ist das Bild von Kate Moss in einer Latzhose vor einem Bretterverschlag, das den Beginn Ihrer Modelkarriere markiert. Es ist intuitiv entstanden – Lindbergh wollte die junge, verletzlich wirkende Kate Moss nicht wie geplant vor einer Hohlkehle fotografieren, sondern entschied sich erst am Set für die Holzlatten im Hintergrund.

Diese Hintergrundanekdoten und Entstehungsgeschichten der Bilder, von Stefanie Kahnau während ihrer Führung eingestreut und in der Ausstellung durch viele Schaukästen und Rauminstallationen mit Objekten aus diesem riesigen Fundus Peter Lindberghs greifbar, erlauben einen interessanten Blick hinter die Kulissen – das ‚Making-of‘ einer Modestrecke wird für den Betrachter fassbar und erlebbar.

Die Bilder scheinen zu ‚sprechen‘, sie erzählen eine Geschichte, lösen sich von der Erwartungshaltung des Betrachters, wirken wie eine kurze Momentaufnahme und sind trotzdem sorgfältig inszeniert und geplant. Davon zeugen auch die Porträts von Stars des Showbiz und der Designszene – ein Teil der Ausstellung widmet sich Lindberghs Porträts unter anderem von Jil Sander, Giorgio Armani, Jean Paul Gaultier, Tina Turner, Madonna, Pina Bausch, Pharell Williams und vielen weiteren.

IMG_0779

Studierende der MOM 1015 beim Besuch der Ausstellung. Foto: Marian Knecht

Und so facettenreich wie Lindberghs Schaffen ist auch die Inszenierung der Ausstellung – sie dokumentiert anschaulich und kurzweilig sowohl das Werk Lindberghs seit Anfang der 70er Jahre, als auch unsere Rezeption von Models, Celebrities und der Mode an, die Lindbergh entscheidend mitgestaltet hat. Sie begeistert damit nicht nur die Studierenden der MDH, sondern auch die Besucher in der Theatinerstraße. Die Ausstellung lief bis 31. August.