In:Focus – Mode anders sehen - GRADUATE SHOW und Ausstellung 2015

01.04.2015

Mode weit über dem Spektrum der Tragbarkeit zu begreifen und zu interpretieren ist ein wichtiger Bestandteil der Lehre des Studiums Modedesign an der MD.H Berlin. In der Inszenierung der diesjährigen Bachelorarbeiten der Absolvent/innen wird der künstlerische Anspruch besonders deutlich.

„Ziel war es, dem Betrachter neben einer Catwalk-Show ein emotionales und transmediales Erlebnis zu liefern, dass die Grenze zur künstlerischen Ebene überschreitet“, erklären die verantwortlichen Professorinnen Nina Hein und Jutta Mettenbrink Idee und Konzeption der Veranstaltung. Der Besucher wurde während der GRADUATE SHOW am 27.03.2015 im Atelierhof Kreuzberg wie in ein Spielfeld in den Catwalk integriert und konnte die Kollektionen sowohl in der Projektion des Modefilms von Luca Leinemann an der Wand, als auch live bewundern. Im Anschluss wurde jede Kollektion für die darauf folgende zweitägige Ausstellung individuell inszeniert.


Yasemen Özkaynak "I Was There" - Foto: Stephanie Reiche

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Ausstellung In:Focus - Fotos: Anne-Kathrin Reiche

In der Bachelorarbeit von Hanna Garcia Fleer, neben Julius Jacobi, Carolin Jentsch und Marina Schwan ausgezeichnet für die beste Abschlussprüfung 2015, wird die Grenze von Mode zur Kunst besonders deutlich. Hanna Garcia Fleer interpretiert in Ihrer Bachelorarbeit „Blank“ die Darstellung von Nacktheit in der Kunstgeschichte als Ausgangspunkt für die Reflexion relevanter Themen unserer Zeit im Kontext von Kunst und Mode. Dabei geht die junge Modedesignerin weit über die Präsentation einer Abschlusskollektion hinaus und bietet dem Besucher eine beeindruckende künstlerische Bandbreite an Mode, Zeichnungen und Skulpturen.


Hanna Garcia Fleer "Blank" - Foto: Hanna Garcia Fleer

Auch Julius Jacobi bewegt sich mit seiner Bachelorarbeit „TRAPPED IN MY CONSCIOUS“ im Bereich der inszenierten Kunst. Er arbeitet im Spannungsfeld von Kunst, Wissenschaft, Intuition und sinnlicher Wahrnehmung, um für das Medium Mode jenseits konventioneller Designprozesse Innovationen zu generieren.


Julius C. Jacobi "Trapped in my Conscious" - Foto: Julius C. Jacobi

Marina Schwan erhebt das Sinnliche zum ästhetischen Konzept. Mit Ihrem Traum aus fließenden Materialien und Formen übersetzt die junge Designerin in ihrer Bachelor-Arbeit „Sinnlich als Prinzip 5/5“ die fünf Sinne in elegant-lässige Looks und interpretiert das Konzept in einer faszinierenden Fotostrecke.


Marina Schwan „Sinnlich als Prinzip 5/5“ - Foto: Daniel Sonnentag

Carolin Jentsch präsentiert mit ihrer Bachelorarbeit „H OA L L OW“ eine Interpretation der postapokalyptischen Welt in Cormac McCarthys "The Road" und entführt den Betrachter gekonnt in die Schönheit der Schwere.


Carolin Jentsch "Hoallow" - Fotos: Marina Borrmann

Eine Besonderheit stellt die Bachelorarbeit der Absolventin Magdalena Vögele dar. In „Was braucht der Mensch?“ interpretiert sie sehr kreativ die Erscheinungsbilder unterschiedlicher Naturvölker durch die Verwendung von Gebrauchsgegenständen aus dem Alltag und setzt dabei den Schwerpunkt auf eine kritische Auseinandersetzung von Überfluss und Konsum in der heutigen Zeit.


Magdalena Vögele „Was braucht der Mensch?“ - Foto: Efacts Photography / Frank Lassak

„Die Schönheit des Unperfekten“ steht im Mittelpunkt der Arbeit von Anne-Kathrin Reiche, die in ihrem Konzept die japanische Idee des Wabi-Sabi auf eine Modekollektion anwendet. Wabi Sabi ist eine Philosophie der Gestaltung, die sich mit der Ästhetik von vermeintlich nicht perfekten Dingen beschäftigt. Sie tragen Spuren der Zeit, die sich durch Alterung, Beschädigung oder andere Einwirkungen zeigen können.


Anne-Kathrin Reiche "Die Schönheit des Unperfekten" - Fotos: Jason Terschüren

Mit klaren Formen und Kontrasten bearbeitet Tomke Bruns in Ihrer Abschlusskollektion „Fashion und Sport“ das Thema Sportbekleidung und Mode im Hinblick auf eine Versportlichung der Gesellschaft. Um Formfindungen geht es auch in der Kollektion "Formschön" von Karina Rucci, die sich von den Formgebungen der Stararchitektin Zaha Hadid inspirieren ließ. Eine Architektur, die Funktionalität mit künstlerischem Experiment verbindet.


Tomke Bruns "Fashion und Sport" - Foto: Efacts Photography /  Frank Lassak

Karina Rucci "Notion of Flux" - Videostill

Geraldina Brito zeigt in Ihrer Bachelor-Arbeit “BLUE GOLD” zeitgenössische Mode inspiriert von der traditionellen Indigo-Produktion in El Salvador und schlägt damit die Brücke von schlichter Eleganz zu spannenden Strukturen, Mustern und Stofflichkeiten.


Geraldina Brito "Blue Gold" - Foto: Nina Hein

Die Rolle der Medien als beeinflussender Faktor für die Bestimmung eines vermeintlichen Schönheitsideals unserer Zeit wird von Carmen Faust in der Bachelorarbeit „Schönheit 2.0“ thematisiert.


Carmen Faust "Schönheit 2.0" - Foto: Stephanie Reiche

Abgerundet von den Abschlussarbeiten „Metamorphose des Kopftuches“ von Meryem Bektas, "I was there" von Yasemen Özkaynak und „GERÜSCHT & ZUGENÄHT“ von Huong Tran Thi, die sich auf Tradition und die historische Entwicklung von Mode sowie Kultur, Religion und Politik beziehen, zeigten die diesjährigen Absolventinnen auf ihrer GRADUATE SHOW und in der Ausstellung gemeinsam, was in ihnen steckt: Kreativität, Individualität und viel Leidenschaft.


Huong Tran Thi "Gerüscht & Zugenäht" - Foto: Efacts Photography /  Frank Lassak

Meryem Bektas "Metamorphose des Kopftuches" - Foto: Efacts Photography /  Frank Lassak