Was ist Mode und wie wird sie gemacht? Was heißt es, ein Modedesigner zu sein, Zeitgeist zu erfassen und Stil zu entwickeln?

19.09.2012

Der Begriff Mode ist omnipräsent, begegnet uns alltäglich und jeder kann dazu etwas sagen. Mode allerdings zu definieren ist schon schwieriger.

Was ist Mode?


Models auf dem Catwalk

Für viele gilt: Mode ist das, was Designer vorgeben. Mode geht mit der Zeit und wandelt sich ständig. Mode ist der Vorgang, bei dem einem plötzlich etwas gefällt, was einem gestern noch nicht und morgen nicht mehr gefallen wird.

All das sind unbefriedigende Antworten!

Der Begriff Mode kommt aus dem Französischen und bedeutet „Gemessenes“ oder „Erfasstes“. Mode ist eine Ideologie, die für einen bestimmten Zeitraum und für eine bestimmte Gruppe von Menschen Gültigkeit hat. Menschen kaufen, tun, tragen oder nutzen bestimmte Dinge, ja denken sogar für einen begrenzten Zeitraum auf eine bestimmte Art und Weise. Aufgrund von gesellschaftlichen Prozessen sind Moden immerzu im Wandel und werden durch neue ersetzt. Denk- und Verhaltensweisen verändern sich entsprechend und Wertungen über sich selbst und die Umwelt werden immer wieder revidiert. Alle zehn bis zwanzig Jahre werden bestimmte Themen wieder aufgenommen und neu interpretiert.

Mode wird durch den Zusammenschluss von Akteuren wie Designern, Redakteuren, Einkäufern, Fotografen, Kritikern und Trendforschern, die den Glauben an den Zeitgeschmack aufrechterhalten, ihn zur Mode erklärt und in Modemagazinen, Katalogen, im Fernsehen oder auf Laufstegen präsentiert.

Mode im Allgemeinen:

Wir kennen Moden in der Architektur, in der Kunst und Literatur, in der Musik, im Film, Fernsehen und Theater. Wir kennen Moden in den Medien, in der Wissenschaft, Wirtschaft und sogar im gesellschaftlichen Verhalten. Strömungen wie z.B. in den 50er-Jahren mit Petticoat und Rock´n Roll, der 68er-Look der Blumenkinder, der Minirock, Punk und Grunge sind Abbilder der Zeit. Große Stilrichtungen wie z. B. die Renaissance, der Jugendstil oder das Bauhaus waren Moden in der Kunst und Literatur. Musik, Film und Theater haben ihren Zeitgeist. Für deren Erfolg tragen die Medien eine große Verantwortung. Ausstellungen, Wettbewerbe und Bestsellerlisten bewirken Weiteres. Entwicklungen in der Wissenschaft, Medizin und Wirtschaft werden nicht nur von großen Konzernen gesteuert. Weltweite Einflüsse durch Vernetzung lässt Moden auch hier schneller entstehen und vergehen.

Themen wie Schönheits-, Attraktivitäts- und Lebensideale bei Promis, Stars und Sternchen oder auch Katastrophen wie z.B. Erdbeben und Flugzeugabstürze sind zeitlos und werden so lange von der Yellow Press ausgeschlachtet, bis die Quoten der Auflagen dafür zurückgehen, weil das Publikum gesättigt ist. Auch das sind Moden.

Mode in der Bekleidung

Mode in der Bekleidung ist eine Kunst, inspiriert und erzählt Geschichten. Designer lassen weltweite Einflüsse aus der Kunst, Kultur und aktuellen Themen in ihre Kollektionen einfließen. Dabei kommt es auf die Kombination der Teile untereinander und die Inszenierung an, damit das Ergebnis als modisch bewertet werden kann.

Kleidung dagegen ist etwas Notwendiges, das jeder braucht, um sich zu schützen.

Mode ist ein Medium der Kommunikation. Mode spiegelt in Form eines Kleidungsstücks gesellschaftliche, geistige und kulturelle Strömungen wider. Nicht jeder Stil ist Mode. Stil hat nicht zwangsläufig etwas mit Mode zu tun, er ist vielmehr der Spiegel der eigenen Persönlichkeit. Stil ist oft ein sehr persönlicher Ausdruck des individuellen Lebensgefühls, einer aktuellen Stimmung oder wird von Sehnsüchten, Träumen und Visionen genährt. Kleidung ist ein alltägliches Rollenspiel. Sie gibt uns die Möglichkeit, zu zeigen, wer wir sind, unsere Identität und Meinung auszudrücken. Durch Kleidung lässt sich eine Gruppenzugehörigkeit ausdrücken und damit wird die innere Einstellung dieser Person schnell visuell erkennbar, z. B. in der jugendlichen Musikszene. Hip Hopper grenzen sich in der Kleidung klar von Heavy Metal oder Punkern ab.

Mode ist das Grundbedürfnis nach Beachtung: aufzufallen, Interesse zu wecken, sich selbst und anderen zu gefallen. Für einige Gruppen, den Trendsettern, ist dabei Abwechslung und Individualität ausschlaggebend, für andere der Wunsch nach Konformität. Elemente neuer Moden werden schneller von Gruppen übernommen, die offen für Neues sind, gerne experimentieren, etwas verändern wollen oder Lust haben, zu provozieren. Wird diese Mode dann zum Mainstream, ist sie für die Trendsetter nicht mehr interessant. Bedingt durch ihr Interesse an Neuem entdecken sie immer wieder neue Moden und inszenieren sie.

Die heutige Verbreitung von Moden ist durch den Massenkonsum geprägt. Werbung und Massenmedien spielen dabei ebenfalls eine große Rolle. Es wird immer schwieriger, einen Trend zu erkennen und sich einen Überblick zu verschaffen. Kaum finden die großen Modeschauen in den Metropolen wie Paris, Mailand und New York statt, findet man auch schon ähnliche Modelle im vertikalen Handel und den Modeketten.

Wie wird Mode gemacht?


Wie Mode gemacht wird.

Ein Erlebnisbericht:

Nach der Auftragserteilung erhalte ich das genaue Briefing von meinem Kunden. Ich erfahre etwas über das Volumen des Auftrags, die Ideen des Kunden, die Zielgruppe, die Saison, den Stil und das Preisgefüge der Kollektion. Ich bekomme eine Idee über das Budget, das mir für die Entwicklung zur Verfügung steht und in welchem Zeitrahmen die Kollektion fertig sein soll.

Per Mindmapping starte ich mit dem Brainstorming.

Die darauffolgende Recherche ist die Grundlage für jeden Designer. Ich sammele Ideen, experimentiere und untersuche alles was, mit dem Thema in Verbindung steht. Die Recherche gibt der Kollektion Hintergrund, Inspiration und Kreativität. Sie ist eine systematische Suche, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen und um etwas über das jeweilige Thema zu lernen. Sie soll die Fantasie anregen und dem Design neue Richtungen geben. Mit der Recherche zeige ich, wie ich die Welt sehe, es ist mein persönliches Tagebuch. Aktuelle Trends, weltweite Veränderungen und politische Stimmungen haben u. a. Einfluss auf die Recherche. Ich lasse mich einerseits visuell inspirieren, um eine Stimmung, ein Motiv zu finden. Andererseits suche ich nach konkreten Materialien wie Stoffen, Farben, Drucken, Stickereien, Accessoires etc.


Mindmap

Ich recherchiere je nach Auftrag in Museen, Galerien und Shops. Ich suche in Büchern, Zeitschriften, im Internet und auf Flohmärkten, besuche Stoff- und Modemessen, Trendagenturen und die Laufstege der Welt. Ich habe immer einen Blick für Architektur, Kunst, Film und Theater, für Geschichte und neue Technologien.


Moodboard

Stars und Sternchen werden genauso unter die Lupe genommen wie Menschen in den Straßen New Yorks oder Tokio.
Nun geht es an die Analyse der Recherche mit dem Ziel, der Kollektionsidee eine klarere Richtung zu geben. Ich arbeite bestimmte Schlüsselelemente heraus, die die Eyecatcher der Kollektion werden. Ich experimentiere mit dem recherchierten Material, skribble, bestimme Stoffe, Farben und Details. Daraus entwickle ich Mood- und Storyboards, um den Kunden meine Ideen zu verdeutlichen und sie mit ihm zu verabschieden.


Storyboard

Auf dieser Grundlage arbeite ich weiter und lasse meiner Kreativität erst einmal freien Lauf. Ich entwickele etliche grobe Entwürfe, von denen ich später nur die Besten auswähle, um sie digital weiterzuverarbeiten. Ich integriere Schlüsselelemente in alle Entwürfe, um der Kollektion ein Gesamtbild und damit einen roten Faden zu geben. Die Skizzen werden alle eingefärbt und je nach Auftrag mit Stoffmustern, Drucken und Stickereien versehen.

Damit die Entwürfe verabschiedet werden können, findet eine weitere Präsentation vor dem Kunden statt.

Jetzt ist der Weg frei für die Umsetzung meiner Ideen in erste Prototypen. Ich fertige genaue digitale technische Arbeitsskizzen für die Musterateliers der Lieferanten an, lege evtl. noch Musterstücke von komplizierten Details, Stoffmuster und Farbabschnitte dazu. Alles was ich zusätzlich an Informationen weitergebe, hilft den Entwicklern weiter und steigert die Chance auf gute erste Prototypen.

Die ersten Prototypen sind da und werden begutachtet und besprochen. Änderungen werden bestimmt und weitergegeben und in der Regel wird eine zweite Prototypengeneration geordert. Es ist geschafft! Die Kollektion steht und wird auf dem Laufsteg, auf Messen und in Magazinen präsentiert und im Handel oder Netz vermarktet.

Die Aufgaben eines Designers sind umfangreich, kreativ und spannend. Ein Designer hört nie auf, seine Umwelt wahrzunehmen und hat immer einen Skizzenblock oder eine Kamera dabei, um alle Ideen festzuhalten.

Es wird nie langweilig zu inszenieren!