Was hat Spiele-Entwicklung mit Marionetten-Theater gemeinsam?

05.07.2016

Deep Silver im Job Talk an der MD.H München

Christian Schanzenbach, Gameslab Manager bei DeepSilver, hat im Rahmen seines Vortrages an der MD.H München einen Einblick in die Verbraucherforschung des international agierenden Games-Publishers Deep Silver gegeben. Die User Researcher im Gameslab des renommierten Unternehmens setzen nach vorher definierten Stage-Gate-Prozessen unabhängige Test-Spieler in der AAA-Spiele-Entwicklung ein, die in der Lage sind, objektiv zu testen und zu messen.

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Die Test-Spieler werden dabei beobachtet, wie sie mit dem Spiel oder mit Spielesequenzen umgehen und welchen Spielspaß sie dabei erleben. Um zu verdeutlichen, dass diese Prozesse nicht durch die Entwickler selbst erfolgen können, verglich Schanzenbach die Spieleentwicklung mit einem Marionettentheater: „Der Entwickler kennt die Mechanik und alle Spielmöglichkeiten zu 100%. Daher wird er auch immer alle „Fäden“ sehen und bewusste oder unbewusste Vorurteile haben, die ein Testergebnis verfälschen können.“ Im Mittelpunkt der Testverfahren steht die User Experience.

Wie aber erforscht man ein Spielerlebnis? Ein Spiel besteht ganz objektiv aus mechanischen und dynamischen Anteilen. Das ist in erster Linie die Welt des Entwicklers. Der Spieler dagegen hat subjektive Erwartungen und bestimmte Vorlieben. Er nimmt als erstes die ästhetischen Aspekte eines Spiels wahr - Geschwindigkeit, Power, Freiheit, Furcht, Erschrecken - und entwickelt Emotionen beim Spielen. Entwickler und Spieler leben daher in verschiedenen Welten. Mit bestimmten Mechanismen lassen sich Emotionen jedoch beeinflussen. Wird ein Character beispielsweise größer durch die Ausübung einer bestimmten Aktion, erhält der Spieler eine positive Bestätigung und damit ein gutes Gefühl. Stirbt der Character hingegen, bleibt ein negatives Gefühl. Diese beiden großen Kategorien des „Reinforcement“ oder des „Punishment“ beeinflussen das Erlebnis des Spielers ganz entscheidend.

In den Testverfahren kann so ganz methodisch vorgegangen werden, um herauszufinden, welche Spieleelemente den Spieler besonders positiv stimulieren. Durch die methodische Verbraucherforschung kann ermittelt werden, was zu tun ist, um ein Spiel für einen Spielertypen interessant zu machen. In der Entwicklung eines AAA-Spiels nimmt daher die Verbraucherforschung als Teil des Gamedesigns eine bedeutende Rolle ein.

Deep Silver ist das Games Publishing Label von Koch Media. Der Konzern konzentriert sich jedoch nicht alleine auf die Vermarktung von Spielen, sondern unterhält konzerneigene Entwicklerstudios in Deutschland, England und den USA. Weitere Geschäftsfelder von Koch Media umfassen die Vermarktung von Filmen und Software.

Christian Schanzenbach erläuterte den MD.H Studierenden aus dem Fachbereich Gamedesign Möglichkeiten, als Praktikant im Praxissemester oder als Testspieler eigene Erfahrungen im Gameslab zu sammeln.

Registrierung für Test-Spieler: gameslab.deepsilver.com