Bauhaus 2.0 – Moderne Gestaltungskonzepte für Designer

30.04.2015

Knapp 100 Jahre nach der Gründung des Bauhauses prägt das damals reformpädagogische Konzept bis heute unsere Ausbildungsstätten in den Bereichen Kunst und Gestaltung und ist mit seiner klaren Ästhetik - nach wie vor - hoch modern.

Die Idee Walter Gropius Kunst und Technik zu einer neuen Einheit zu verbinden, ist auch im digitalen Zeitalter von Bedeutung und wirkt in unserer modernen Gestaltungslehre fort.

Die Vision des Bauhausgründers das Kunsthandwerk und die Bildenden Künste unter einem Dach zu vereinen, wurde mit der Eröffnung des Bauhauses 1919 wahr. Hier sollte eine ganzheitliche Lehre angeboten werden, die Menschen ausbildet, welche sowohl künstlerisches als auch handwerkliches Können zu verbinden lernen, um der Industriegesellschaft moderne und sinnvolle Lebensräume zu gestalten. Modulare Systeme wurden entwickelt, Reduktion aufs Wesentliche konzipiert und eine moderne Gestaltungslehre vermittelt. All das, um dem modernen Menschen ein komfortables, stilvolles Leben einzurichten, welches ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist.


Rietveld-Schröder-Hauses von 1924 © VG Bild-Kunst, Bonn 2012, Foto © Kim Zwarts

"La ligne Bauhaus" fotografiert von Laurent Humbert für Madame Figaro Frankreich

Die aufkommende Massenproduktion sollte nicht negiert, sondern sinnvoll genutzt werden. Die Wahl des Materials sowie der klaren Formsprache stand bei den Bauhäuslern im Mittelpunkt. Eine bewusste und umweltschonende Nutzung der Rohstoffe war der Ausgangspunkt, um klare Linien, geometrische Formen und lichtdurchflutete Kuben mit der umgebenden Natur in Einklang zu bringen. Die funktionale Formgebung wurde von zentraler Bedeutung für den modernen Menschen. Diese klare Nüchternheit spiegelte sich auch in einer modernen Geisteshaltung wider. Der Verzicht auf alles ornamental- und dekorativ- Schmückende verweist auch auf die Nüchternheit und Klarheit im Denken und trägt den Geist der Moderne.

100 Jahre später hat die Massenproduktion und die Ausbeutung der Rohstoffe ihren scheinbaren Höhepunkt erreicht. Gerade in der Produktion von Bekleidung findet eine maßlose Überproduktion statt, die zwar sehr offensichtlich, aber noch längst nicht zu stoppen ist. Nachhaltigkeit und Fair Trade Konzepte werden viel diskutiert und von einigen wenigen auch umgesetzt. Die schonungslose Massenproduktion bleibt davon allerdings nahezu unberührt. Die Industriegesellschaft des 20. Jahrhunderts hat sich in eine Konsumgesellschaft des 21. Jahrhunderts (weiter)entwickelt, doch leider mit wenig Verantwortungsbewusstsein für ihre Umwelt. Der Konsum hat den Geist auf die Oberfläche und nicht auf das Wesentliche, gelenkt.

Gestaltung findet heute gerne modern und zukunftsorientiert statt und zitiert dabei immer wieder traditionelle Bauhausgedanken. Dabei wird oft nur auf die Gestaltungsästhetik, nicht aber auf ökologische Aspekte eingegangen. In der Gestaltung von Mode zeigt sich diese Problematik am deutlichsten, denn Mode ist unter allen angewandten Künsten die schnelllebigste und am stärksten konsumierte Disziplin der Gestaltung. Mode lebt durch seinen schnellen Wechsel und dem Spiel der verschiedensten Stile. Was heute in ist - ist morgen out, das widerspricht jeglichem Gedanken von Nachhaltigkeit.

Ganz in der Tradition der Bauhaus-Philosophie, Handwerk und Kunst in einer Einheit zu verbinden, kann auch die Mode und ihr Handwerk gesehen werden. Auch die ästhetischen Aspekte der Reduktion spielen in der Mode immer wieder eine wichtige Rolle. Minimalismus und Dekonstruktivismus sind gängige Stilmittel, um Mode nicht nur dekorativ, sondern auch avantgardistisch zu gestalten.

Wie gelingt es uns nicht nur formal, sondern auch inhaltlich, im Bereich Mode, der im Bauhaus indizierten Idee von Gestaltung und Langlebigkeit gerecht zu werden und trotzdem die Lust an der stetigen Veränderung nicht zu verlieren?

Dies ist die Herausforderung, welcher sich Designer in den kommenden Jahren stellen müssen. Ökologisch interessante und innovative Konzepte gilt es zu entwickeln oder auszubauen und in den Designprozess von Anfang an zu integrieren.


Valentino Mantel FW 2014

Sonia Delaunay, Mantel für Gloria Swanson, 1923-24, National Design Museum; Foto © Wolfgang Woessner