Exkursion nach Hamburg – Fast Fashion

24.11.2015

Exkursion zur Ausstellung "Fast Fashion – Die Schattenseiten der Mode" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Jeder von uns hat mindestens ein Kleidungsstück von Zara oder H&M im Schrank, jeder von uns hat sich schon über die konkurrenzlos günstigen Preise bei Primark gewundert. Wir shoppen Mode für kleines Geld, die oft auch noch aussieht wie ein Designerstück. Und können so quasi dazugehören zur Oberschicht: den Unterschied zwischen Original der Prêt-à-Porter und der günstigen Kopie erkennt nur der Insider. Und auch was die Gebrauchsdauer eines Kleidungsstücks anbelangt, können wir es uns leisten, es wie Karl Lagerfeld zu handhaben: Angeblich wird seine Unterwäsche nach einmaligem Tragen weggeworfen. Im Schnitt kauft jeder Deutsche fünf neue Kleidungsstücke pro Monat – Jugendliche eher mehr. Damit hat sich der Konsum von Kleidung vom Jahr 2000 bis 2010 fast verdoppelt. Und im Schrank hängt zudem mehr, als wir eigentlich benötigen – etwa 40% der Kleidung bleibt ungetragen (Quelle: Greenpeace).

Doch woher kommt diese Mode, die so unglaublich preiswert ist? Unter welchen Bedingungen wird sie produziert? Welche Folgen hat unser Konsumverhalten, angefangen beim Rohstoffanbau und der Materialgewinnung, über die Herstellung, die Veredlung, bis hin zur Vermarktung und Entsorgung? Diesen Fragen geht die Ausstellung „Fast Fashion – Die Schattenseiten der Mode“ im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg nach, die von 35 Studierenden aus den Studiengängen Modemanagement und Modedesign der MD.H München, begleitet von Prof. Martina Weiß und Prof. Arnold Gevers, Anfang Oktober besucht wurde.

Die Ausstellung spiegelt die Ambivalenz der Modebranche gekonnt wider – auf der einen Seite Hochglanzmagazine und luxuriöse Einkaufsstätten – auf der anderen Seite durch den extensiven, pestizidbelasteten und wasserintensiven Baumwollanbau wüstenähnliche, unbrauchbar gewordene Ackerflächen. Flauschiges Angora und weiche Merinowolle im Laden – und Peta-Aufnahmen, die – abgeschirmt in einer hinteren Ecke, nur für die hartgesottenen Besucher erträglich – zeigen, auf welche tierquälerische Art diese Fasern gewonnen werden. Glamouröse Videos vom Laufsteg einerseits – und daneben Bilder von eingeschlossenen Arbeitern, die in 14-Stunden-Schichten für einen Lohn, der noch nicht einmal das Überleben ermöglicht, im Akkord Kleidungsstücke zusammennähen. Fashion-Haul-Videos (engl.: ‚haul‘ – Fang, Ausbeute, Fischzug), von Privatpersonen ins Netz gestellt, um über ihre Shopping-Beute zu berichten – und gegenübergestellt Bilder von Altkleiderbergen, die oftmals in den selben Ländern, in denen sie einst hergestellt wurden, recycelt oder sogar weiterverkauft werden.

Die Probleme, die die ‚schnelle Mode‘ verursacht, sind vielschichtig – und ebenso vielschichtig nähert sich die Ausstellung der Thematik: mit großformatigen Bildern und Videos, künstlerischen Arbeiten, und grafisch ansprechend aufbereiteten Hintergrundinformationen.

Doch welche Alternativen kann es zur „Fast Fashion“ geben? Auf Mode verzichten? Wohl kaum. Der letzte, kleinere Teil der Ausstellung zeigt, welche Gegenentwürfe es bereits gibt – von neuen Fasern und innovativen Technologien, nachhaltig produzierter Mode und Upcycling-Konzepten.

Nachhaltigkeit in sozialer, ökologischer und ökonomischer Hinsicht ist DIE große Herausforderung der Modebranche. Die Antworten auf die ungelösten Probleme, die sich aktuell zeigen und die die Ausstellung thematisiert, müssen die Modemanager/innen und -designer/innen von morgen finden. Und dass sich daher der Besuch und die lange Reise per Bus nach Hamburg gelohnt haben, darüber waren sich alle Exkursionsteilnehmer/innen einig.