Fashion Talks Antwerp

11.01.2016

“Something they want, Something they need, Something to wear and Something to read“ Tom Savigar

Am 03.12.2015 fand zum zweiten Mal die Konferenz Fashion Talks in Antwerpen statt. Eine Veranstaltung, organisiert vom Flanders Fashion Institute, mit Unterstützung des Modemuseums MOMU und der Stadt Antwerpen. Das Motto war Imagine und dementsprechend blickten die Vorträge und Workshops thematisch in die Zukunft. Die Standpunkte variierten zwischen neuen Positionen im Bereich des Recruiting, Standpunkte zum Nutzen kommunaler Nachwuchsförderung der Kreativbranche, die Arbeitsweisen des jüngsten CEO‘s eines Designermode - Unternehmens bis hin zum aktuellen Geschehen in Afrikas Modeszene.

Fashion Talks Antwerp
Fashion Talks Antwerp

Das FFI nahm den einzigartigen Charakter der Modemetropole Antwerpen mit dem exzellenten Ruf des Modedesignfachbereiches der Royal Academy of Antwerp und die Ansässigkeit vieler international bekannter Modedesigner in Antwerpen zum Anlass, um der Branche die Möglichkeit zum Austausch, Inspiration und der Diskussion aktueller Strömungen zu bieten. Dazu lud es in die ehemalige Hafenlagerhalle Waagnatie ein, in der es neben einer Hauptbühne mit Vorträgen und Diskussionen, auch kleine Zelte für spezielle Experten - Workshops gab. Das Programm erstreckte sich über den ganzen Tag und hielt spannende Positionen bereit. Die eindrucksvollsten Vorträge kamen von Céline Toledano und Mathias Ohrel von der Pariser Recruiting Firma MO Consult , Patrick Scallon, dem Communications Director von Dries van Noten und Tom Savigar vom Londoner Trendbüro The Future Laboratory. Allen Vorträgen gemein war nicht nur der Appell an einen verantwortungsbewussten und vorrausschauenden Umgang miteinander und mit unserer Umwelt, sondern es wurden Beispiele für ganz konkrete Umsetzungen und Nutzen von Wirtschaft und Business im Bereich der Modeindustrie vorgestellt. So berichteten die Recruiter beispielsweise davon, dass immer mehr Nachwuchsdesigner bewusst hervorragende Jobangebote ausschlagen, wenn die menschliche Seite der Position nicht beachtet wird. Damit ist nicht nur eine gute Bezahlung, verantwortungsvolle Position oder ein bestimmter Titel gemeint, sondern auch die Zusammensetzung des Teams und vor allem die Möglichkeit das Berufsleben mit einem erfüllenden Privatleben zu vereinbaren. Sie haben davon berichtet, dass die neue Generation von Designern im Highfashionbereich gerne bereit sind das große Arbeitsvolumen, das der Job mit sich bringt gerne zu erfüllen, aber möchten sich trotzdem eine Balance zwischen Beruf und Privatleben ermöglichen. Sie meinten, es ist einsam an der Spitze, aber ein glückliches Privatleben sei die Basis für kontinuierlich, gute Arbeitsergebnisse, besonders in der Kreativbranche. Das Besondere an dem Vortrag war nicht, dass die Designer nach guten Arbeitsbedingungen fragen, sondern, dass die Branche tatsächlich anfängt nach Alternativen zu suchen und versucht neue Arbeitsmodelle zu schaffen. Und sich dabei branchenübergreifend an Unternehmensmodellen des Silicon Valley orientiert. Celine Toledano und Mathias Ohrel tragen mit ihrer Arbeit zur erfolgreichen Verbindung der Bedürfnisse von kreativen Talenten und den Unternehmen bei. Der Communications Director des belgischen Labels Dries van Noten, Patrick Scallon, hat in seinem Gespräch mit der Modejournalistin Trui Moerkerke von einer Arbeit sowohl bei Maison Martin Margiela sowie seiner aktuellen Position bei Dries van Noten berichtet. Er hat besonders betont, dass die Modeindustrie bei aller Ernsthaftigkeit, vor allem nicht den Humor und den Spaß vergessen sollte. Er hat ausgeführt, dass sich die Ansprüche der Konsumenten während seiner beruflichen Laufbahn geändert haben, und dass die Kunden in den 90ern eher eine Idee gesucht haben, heute im Gegensatz eher ein Image gesucht wird. Das hat natürlich Einfluss auf die Entwicklung von Kommunikationsstrategien. Was das finden kreativer Lösungen angeht, bleibt es aber dabei, dass diese nicht nach Schema Ferstellt werden können, sondern dass Beobachtung und Bauchgefühl nach wie vor zu den besten Lösungen führen. Er appelliert daran, diesen Freiraum weiterhin zu schützen. Er bezieht sich dabei bspw. auf die Entscheidung bei Dries van Noten nicht wahllos Celebrities oder Blogger mit den höchsten Followerzahlen auszustatten, sondern eine authentische Repräsentation zu suchen. Die Träger sollen van Notens Mode tragen, weil sie die Kleidung schätzen, nicht weil eine höchstmögliche Visibilität erreicht wird. Er sprach weiterhin davon, dass sich die Kanäle, auf dem die ästhetischen Ideen der Designer kommuniziert werden, erweitert haben. Die Ideen der Designer werden heute nicht nur durch Kleidung, sondern mannigfaltig ausgedrückt. Er sagt, dass Designer sich trauen sollten auch andere Kanäle zu erproben. er berichtete davon, dass interdisziplinäres Schaffen in andere Disziplinen leichter zu finden ist und veriwes dabei als Beispiel auf die Musiker, die anfangen ihre eigene Modelinien herzustellen. Er beendete das Interviews mit dem Appell: “we should start singing more!” Der Vortrag von Tom Savigar zu dem Thema The Immortal Brand hat sich auf eine Recherche des Future Laboratory bezogen. Es ging dabei um longtermism und dem longnear, das Konzept des cathedral thinking und die Betrachtung von Nachhaltigkeit aus einer Unternehmerischen Perspektive. Kurz gesagt um die Planung der Zukunft. Investitionen oder Projekte sollten nicht nur für die nahe Zukunft geplant werden – die nächste Saison als Modeäquivalent – sondern es gilt die Planungen auszudehnen. So wie es bei der Erschaffung von Kathedralen der Fall war. Auftraggeber, Architekten und Finanzierer des Baus waren sich allesamt bewusst, dass sie die Fertigstellung der Kathedrale nicht erleben würden. Trotzdem wurden die Entscheidungen zum Zweck einem höheren Sinn zu dienen getroffen und heutzutage sind wir froh über die bewundernswerten Gebäude, die uns geblieben sind. Er hat darüber gesprochen, dass Entschleunigung nur funktionieren kann, wenn dabei langfristig geplant wird, anstatt sich von einem kurzen Intervall zum nächsten zu hangeln. Er sagte, dass den Konsumenten von heute und morgen immer mehr das Konzept der ewigen Erneuerung überdrüssig wird und sie stattdessen nach sinnvollen, langfristigen Lösungen fragen würden. Deshalb bezog sich der Titel des Vortrags über die unsterbliche Marke auf den Aufbau einer lebenslangen Kundenbeziehung und auf Konzepte, mit denen Konzerne Businesspläne für hundert Jahre schreiben könnten. Ein Beispiel war Chanel, die weltweit Rosenfelder aufkaufen, um ihre zukünftige Parfümherstellung sicherzustellen. Er plädierte dafür, dass Unternehmen charakteristische Entscheidungen treffen und ihr Alleinstellungsmerkmal durch charakteristisches Verhalten definieren. Über die nächste Generation von Kunden, die alle Produktionsschritte tracken und wissen wollen, woher die Dinge kommen, die sie in ihr Leben holen. Er sprach über die Herausforderungen, denen sich besonders kleine Unternehmen stellen müssten und verwies dabei auf Innovation, die auf Langlebigkeit basiert, wie das Mobiltelefon, das nicht regelmäßig als Ganzes ausgetauscht wird, sondern das aus austauschbaren Einzelteilen besteht, die der Kunde nach und nach in einem lebenslanger Prozess wechseln und austauschen kann. Das ganze Programm wurde aufgezeichnet und man findet die vorgestellten Vorträge sowie alle anderen Konferenzbeiträge unter folgendem Link: https://fashiontalks.be/en/edition-2015