Am 7. und 8. März 2017 präsentierten einige Tänzer aus dem Ensemble
im Rahmen der MD.H-Werkschau in der whiteBOX am Ostbahnhof nochmals einige Szenen aus dem Stück
Invisible Lines.
Autor: Prof. Frank Rief
Fotos: Veronika Disl, Paulina Meider, Feyza Yer, Cornelia Engel
Das Modul »Media Concept« im Fachbereich Media Design bietet den Studierenden im 6. Semester die Möglichkeit, interdisziplinäre Projekte – meist aus dem Bereich New Media – zu realisieren. Wichtig ist die Öffnung und Auseinandersetzung mit modernen Gestaltungstechniken, neuen Designgebieten und aktuellen technischen Anwendungen und Programmen. Die Themengebiete sind vielseitig und werden für jeden Kurs unter zeitgemäßen Aspekten definiert. Das jüngste Modul umfasste den Themenkomplex »Generative Gestaltung«.
Für den Kurs MD 1013 ergab sich darüber hinaus die Möglichkeit, ein Realprojekt im Bereich Generative Gestaltung umzusetzen. Ausgangspunkt war eine zeitgenössische Tanzproduktion des Choreografen und Tanzlehrers Johannes Härtl. Basierend auf dem Stück »Bloodline«, das vom 23. bis zum 25. September 2016 im »Schwere Reiter« uraufgeführt wurde, entwickelten die Studierenden die szenografische Bühnenbespielung mit generativen Visualisierungen, die interaktiv auf die Tänzer reagierten.
Hierzu musste das gesamte Stück analysiert und in einzelne Abschnitte strukturiert werden. Für ausgewählte Szenen entwickelten und skizzierten die Studierenden verschiedene szenografische Ideen. Im Fokus stand der Dreiklang von Tänzer, Raum und Visualisierung. Die technische Umsetzung der dynamischen Visualisierungen realisierten sie mit dem Programm »Processing«. Die Ergebnisse wurden dann in Proben mit den Tänzern analysiert, getestet und verfeinert. Als finales Ergebnis stellte jede Projektgruppe eine kurze, in sich geschlossene szenografische Passage vor.
Drei Studentinnen aus dem Kurs führten das Projekt in ihrer Bachelorarbeit weiter. Zusammen mit Johannes Härtl entwickelten sie ein neues choreografisches Stück. Die Arbeit umfasste die szenografische Inszenierung durch generative Elemente und Videos, die die Studentinnen auf verschiedenen Ebenen auf die Bühne projizierten und übertrugen. Am 10. Februar 2017 wurde das Stück »Invisible Lines« im Bürgerhaus Unterföhring uraufgeführt. Die Übertragung auf eine Theaterbühne erforderte einen feinjustierten technischen Aufbau: Die Bewegungen der Tänzer wurden über eine Kamera erfasst, in Processing übersetzt und schließlich über Beamer als visuelle Bespielung auf ein Netz projiziert, das vor den Tänzern angebracht war. Somit reagierte die Bespielung interaktiv auf die Tänzer. Für den Zuschauer vereinten sich dadurch Tänzer, Bespielung und Bühne zu einer harmonischen multimedialen Choreografie.
- Processing ist eine objektorientierte Programmiersprache mit zugehöriger integrierter Entwicklungsumgebung. Die Programmiersprache ist für die Einsatzbereiche Grafik, Simulation und Animation spezialisiert. Processing wird in einem quelloffenen Projekt entwickelt, das am Massachusetts Institute of Technology in Boston von Ben Fry (Broad Institute) und Casey Reas (UCLA Design Media Arts) initiiert wurde.
- Generative Gestaltung ist eine Entwurfs-methode in verschiedenen Bereichen der Gestaltung (Kommunikationsdesign, Kunst, Architektur …). Wesentlich dabei ist, dass der Output, also das Ergebnis (Bild, Sound, Modell, Animation …) durch ein Regelwerk bzw. einen Algorithmus (meist eines Programms) erzeugt wird. Die kreative Arbeit des Gestalters besteht hier wesentlich im Prozess und der Methodik, die das Ergebnis bestimmen.
- Szenografie kann abstrakt als die Lehre bzw. Kunst der Inszenierung im Raum verstanden werden. Szenografen arbeiten interdisziplinär in Theatern, beim Film und im Rahmen von Ausstellungen. Zumeist werden anwendungs- und projektspezifisch Räume inszeniert. Diese Räume können sowohl real als auch virtuell erfahrbar sein. Performances und Installationen sind wesentliche Bestandteile szenografischer Arbeiten, die sich auch im Bereich der freien Kunst wieder finden.
- Zusammenarbeit mit den Tänzern »Bloodline«.
Die gesamte Bachelorarbeit ist in einem Web-Blog dokumentiert:
www.projekt-tanzszenografie.de